Fränkischer Satz von Hobbywinzern
Letzten Samstag bin ich zufällig über den Klenzemarkt spaziert, ein wirklich süßer, kleiner Wochenmarkt im Münchner Glockenbachviertel. Neben Ständen mit Obst und Gemüse, Käse, Brot etc. gibt es auch einen Stand mit Wein.
Mir geht es bei Wein wie anderen Frauen bei Schuhen: Er zieht mich irgendwie magisch an. Ich konnte also an dem Stand nicht einfach vorbei laufen, obwohl ich bereits mehr Wein zu Hause habe, als ich trinken kann.
Der Stand ist von Anja und Simon von der Weingarage. Sie präsentieren hier einen Teil ihres Sortiments und stehen mit netter und guter Beratung zur Seite, wenn man sich (wie ich) nicht entscheiden kann. Sofort klar für mich war aber der Fränkische Satz der Weinmanufaktur 3 Zeilen.
Fränkischer Satz – was ist das?
Als Fränkischen Satz bezeichnet man Weine aus dem Anbaugebiet Franken, die im Weinberg im Mischsatz angebaut wurden. Mischsatz bedeutet, dass der Winzer nicht wie normal üblich eine einzige Rebsorte im Weinberg pflanzt, sondern dass er verschieden Sorten in einen Weinberg gesetzt hat.
Diese Wein-Spezialität kennt man auch als Gemischter Satz aus Österreich. Da sich Österreich den Begriff „Gemischter Satz“ hat schützen lassen, ist er für das Pendant aus Franken nicht zulässig. Aber mit „Fränkischer Satz“ ist man als Franke eigentlich eh besser bedient.
Ist Fränkischer Satz gleich Cuvée?
Zwischen einer Cuvée, also dem Mix aus verschiedenen Rebsorten, und dem Fränkischen bzw. Gemischten Satz besteht ein Unterschied. Bei der klassischen Cuvée werden die bereits fertigen Weine zusammengeführt. Die wurden in reinsortig angelegten Weinbergen einzeln gelesen und vergoren. Die Besonderheit beim Mischsatz ist, dass alle Rebsorten bunt gemischt in einem Weinberg stehen. Diese werden zusammen gelesen und vergoren, unabhängig vom individuellen Reifegrad der einzelnen Sorten.
Wer macht denn sowas?
Diese Art des Anbaus geht zurück ins Mittelalter und war bei uns bis Anfang des 18. Jahrhunderts üblich. Das hatte mehrere Gründe, z.B. unterschied man damals die einzelnen Rebsorten gar nicht. Man teilte die Sorten grob ein in bessere „frentsch“ (vinum francium) und schlechtere „huntsch“ (vinum hunnicum). Entsprechend wusste man auch nicht um den idealen Reifezeitpunkt der unterschiedlichen Sorten – oder scherte sich nicht darum. Der Termin für die Lese wurde zeitlich festgelegt, nicht nach Reifegrad der Trauben. Sicherlich schmeckten die Weine damals nicht besonders, denn – abgesehen von den hygienischen Verhältnissen – hatten sie durch die frühe Ernte viel Säure, und auch die Aromatik der Trauben war nicht voll ausgereift.
Die Anbauweise im Mischsatz hatte aber einen entscheidenden Vorteil: Ertragssicherung. Wein war damals Lebensmittel und trug zur Grundversorgung der Menschen bei. Da die verschiedenen Sorten nicht nur unterschiedlich reifen, sondern auch unterschiedlich austreiben und blühen, war ein gewisser Teil der Ernte trotz evtl. Frühjahrsfrösten oder Hagel trotzdem gesichert.
2018 Fränkischer Satz, Rödelseer Küchenmeister, Weinmanufaktur 3 Zeilen, Franken
Sattes strohgelb strahlt aus dem Glas. Sein Duft ist ein eleganter Mix aus gelbfruchtig-hefig-pflanzlichen Noten, der mit etwas Luft klarer wird: Apfel, Pfirsich, Heu. Trotz seiner drei Jahre besitzt er noch eine herrliche Frische. Am Gaumen ist er cremig und trotz seiner wirklich knackigen Säure weich und angenehm zu trinken. Klingt mit mittlerem Abgang in ansprechender fruchtig-erdiger Note aus. Dieser Wein aus der Einzellage Rödelseer Küchenmeister wurde mit Naturhefen vergoren, und der Ausbau erfolgte in Stahl und Holz.
Das fränkische Hobby-Weingut 3 Zeilen wurde 2007 von den Quereinsteigern Alexandra und Christian Ehrlich gegründet. Angefangen haben sie mit nur drei Rebzeilen, die sich im Namen des Weinguts verewigt haben. Mittlerweile bewirtschaften sie drei Hektar, alles immer noch nebenberuflich. Gearbeitet wird komplett ökologisch – sowohl im Weinberg als auch im Keller.
Der Fränkische Satz war der erste Wein der Weinmanufaktur 3 Zeilen, den ich probiert habe, aber er ist mit Sicherheit nicht der letzte!



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