Kaiser, Papst und Äffchen

Die feine Verbindung Münchner Stadtgeschichte mit einem der größten Weine Frankreichs: Châteauneuf du Pape

Was? München und Wein?
Ja, München und Wein. Wer die Weintour München schon mal mitgemacht hat, weiß, dass die bayerische Metropole bis ins 17. Jahrhundert hinein Weinstadt war. Erst nach dem 30jährigen Krieg startete München als Hauptstadt des Bieres durch. Aber abgesehen von Münchens eigener Weingeschichte finden sich auch Verbindungen zwischen den großen Weinen der Welt und der Weltstadt mit Herz.

Beim Durchstöbern meiner Schatzkiste stieß ich auf diese Flasche Châteauneuf du Pape:

Châteuneuf du Pape

Châteauneuf du Pape ist ein kleines Dorf im südlichen Rhônetal, 17 km nördlich von Avignon. In diesem kleinen Dorf liegen die Wurzeln von Frankreichs AOC-System (Appellation d’Origine Contrôlée): Châteauneuf du Pape war die erste Weinbaugemeinde mit kontrollierter Herkunftsbezeichnung. Die Geschichte der prestigeträchtigen Rhône-Appellation begann aber bereits im Mittelalter.

Die besten Weinberge dort entstammen einer Zeit, in der München die kaiserliche Hauptstadt des Heiligen Römischen Reiches war. Ebenso residierte der Papst damals nicht in Rom, sondern in Avignon. Johannes XXII, der erste Papst, der seine komplette Amtszeit in Avignon verbrachte, wählte das nahe gelegene Châteauneuf (Castro Novo) als Sommerresidenz. Zwischen 1318 und 1334 ließ Johannes XXII die päpstlichen Weinberge anlegen.

Noch heute findet sich auf den Flaschen von Weinen aus Châteauneuf du Pape das päpstliche „Logo“ als Relief: Die zwei gekreuzten Schlüssel und die Tiara.

Der geklaute Kaiser

Dieser Papst Johannes XXII führt uns direkt in die kaiserliche Residenz Münchens, den Alten Hof. Dort wurde 1282 sein erbittertster Gegenspieler Ludwig der Bayer geboren. Der Legende nach wurde Ludwig als Baby aus seinem Bettchen geklaut – von einem Affen.
Ein Affe im mittelalterlichen München? Ludwigs Vater, Herzog Ludwig der Strenge, hielt sich ein zahmes Exemplar. Das Tier konnte sich am Hof frei bewegen.

An einem heißen Sommertag legte die Amme den schlafenden Ludwig in seine Wiege. Sie öffnete das Fenster des Erkerturms und verließ für einen kurzen Moment das Zimmer. Als sie wieder kam, sah sie, wie sich der Affe mit dem Baby auf dem Arm aus dem Fenster schwang. Vom Schreien der Amme alarmiert, war in kürzester Zeit der gesamte Hofstaat draußen versammelt. Aufgeregt und angespannt schauten alle auf das kleine, grüne Spitzdach. Daran klammerte sich der Affe mit einem Arm, im anderen Arm das Baby.

Mit einer Schale süßem Wein lockte der Mundschenk das Tier wieder hinein. Den kleinen Ludwig legte man wieder in seine Wiege. Der hatte sein erstes Abenteuer gewissermaßen im Schlaf überstanden. Viele Jahre später wurde er zum Kaiser gekrönt.
Der Erkerturm heißt seither „Affentürmchen“.

Kirchlich-kaiserlicher Konflikt

Ludwigs Kaiserkrönung 1328 war die einzige des Mittelalters, die ohne Papst, bzw. von ihm beauftragten Kardinal stattgefunden hatte. Bei dieser Zeremonie demonstrierten die Päpste ihre Machtposition gegenüber dem weltlichen Herrscher. Aus Sicht der Kirche bedurfte eine Krönung der Zustimmung der geistlichen Macht auf Erden. Ludwig sah das anders. In seinen Augen brauchte der Kaiser keine Legitimation der Kirche.

Der politische Konflikt zwischen Papst Johannes XXII und Ludwig dem Bayern schwelte aber schon länger. Zum Zeitpunkt seiner Kaiserkrönung war Ludwig bereits seit vier Jahren vom Papst exkommuniziert. Der Disput zwischen den beiden sollte bis zum Tod Ludwigs 1347 andauern.

Der Name „Ludwig der Bayer“ war eigentlich ein Schimpfname seitens Johannes XXII. Er weigerte sich strikt, von Ludwig als König oder gar als Kaiser zu sprechen und nannte ihn nur abfällig „Bavarus“, der Bayer. Heute ist der Name positiv besetzt.

Ein bisschen vom imperialen Glanz des damaligen Münchens hat sich im Stadtwappen erhalten: Die Farben schwarz-gelb des Münchner Kindls symbolisieren das schwarz-gold des kaiserlichen Wappens.

Der Wein:
2009 Châteauneuf du Pape, Vins Stehelin, Rhône, Frankreich

Dieser Châteauneuf du Pape von Betrand Stehelin ist eine Cuvée aus 90% Grenache und 10% Syrah.

Grenache ist in der ganzen Appellation die führende Rebsorte. Zugelassen sind insgesamt 13 Rebsorten, bzw. 18, wenn man farbliche Spielarten (z.B. Grenache blanc und Grenache gris) als eigene Sorte zählt. Mit Châteauneuf du Pape verbindet man hauptsächlich Rotwein, die AOC produziert aber auch Weißweine.

Im Glas: Klarer Glanz in päpstlichem Purpur.
In der Nase eine feine Melange aus Pflaumen, dunklen Beeren und getrockneten Kräutern. Wenn er wärmer wird (die Flasche kam aus dem Temperierschrank), zeigt er Anklänge von Rumtopf.
Am Gaumen butterweich, vollmundig und kraftvoll. Zur Frucht-Kräuter-Melange gesellt sich im mittleren Abgang dunkle Schokolade. Seine Säure ist kaum spürbar und das Tannin samtig. Die feurigen 14% Alkohol zeigt er, aber auf eine angenehme, warme Weise.

Ein absolut runder, ausgewogener und harmonischer Wein. Ideal für die kommenden Feiertage, denn dieser Wein kann ein wirklich großes, festliches Gericht begleiten. Trinkreife: Jetzt 🙂

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