Eisbock statt Wiesn-WarmUp

Biertasting auf Weinblog

Ein interessantes und toll moderiertes Online-Biertasting von „Bier und München“ inspirierte mich, hier statt Wein mal was über Bier zu posten. Thematisch passt das grade perfekt, denn morgen Mittag wäre eigentlich Wiesn-Anstich – wenn nicht das Oktoberfest dieses Jahr eine Zwangspause einlegen würde.

Eisbock – was ist das?

Bei der Bierprobe hörte ich zum ersten Mal vom Eisbock. Der Eisbock ist ein Bier, das man erst einfriert und dann das Eis entfernt. Übrig bleiben eine konzentrierte Flüssigkeit mit erhöhtem Alkoholgehalt und purer Geschmack. Sofort denke ich an Eiswein, der aus gefrorenen Trauben gekeltert wird. Auch hier zaubert das Abpressen des zu Eiskristallen gefrorenen Wassers die reine, fruchtig-süße Essenz der Traube ins Glas.

Die Entdeckung des Eisbocks Ende des 19. Jahrhunderts geschah zufällig:
Nach einem harten, anstrengenden Arbeitstag freute sich ein Brauergeselle auf seinen wohlverdienten Feierabend. Beim Gehen fiel sein Blick auf drei Fässer Bockbier, die noch vom Hof in den Keller gerollt werden mussten. „Das mach‘ ich morgen Früh“, dachte er, „für heute reicht’s“. In dieser Nacht wurde es bitterkalt und fror.

Als er am nächsten Morgen den Hof des Meisters betrat, erwartete ihn dieser schon mit Schimpfen und Fluchen. Die drei Fässer waren zerborsten und ihr Inhalt zu Eis gefroren. Zur Strafe sollte er dieses Bier trinken. Beim Aufschlagen der Eisfässer entdeckte er, dass in der Mitte ein noch flüssiger Kern war. Er probierte – und freute sich über seine „Strafe“ – noch nie hatte er so intensives, schmackhaftes Bier auf den Lippen. Er ließ seinen Meister kosten, der darauf hin sofort versöhnt war. Der Eisbock war „erfunden“.

Meine Neugier war auch ohne die schöne Geschichte geweckt, und fest stand: Eisbock muss ich unbedingt probieren!

Eisbock-Tasting

Verkosten wollte ich insgesamt sechs Eisbock-Biere, eines von jeder zur Wiesn zugelassenen Brauereien. Leider fand ich keines, denn Bockbier wird traditionell erst im Spätherbst gebraut. Außerdem produziert nicht jede Brauerei einen Eisbock.

Trotzdem wurde ich mit dem „Aventinus“ von Schneider Weisse in München und dem „Schorschbock Ice 13“ vom Schorschbräu im fränkischen Oberasbach fündig. Die zwei sollten reichen, um Kennenzulernen, was den Eisbock geschmacklich auszeichnet. Für das Wiesn-Flair sorgt Foodpairing mit bayerischen Schmankerln.

Aventinus

Aventinus war bayerischer Chronist und Erzieher am Hof Wilhelm IV. Er stammte aus dem niederbayerischen Abensberg, das nur wenige km entfernt ist von Kelheim, der eigentlichen Braustätte des Münchner Weißbierbräus Schneider.   

20200909_174652Der Aventinus hat einen schönen, warmen Braunton. Anders als beim Wein ist die Trübung im Bier normal, ein Teil davon stammt von der aufgeschüttelten Hefe, die sich unten in der Flasche abgesetzt hatte.

In der Nase ein angenehmes, intensives Aromenspiel von Banane, süßen Gewürzen und Kakao, das sich beim Schwenken des Glases um Noten von frischem Weißbrot und Malz erweitert.
Am Gaumen vollmundig mit weicher Kohlensäure. Unverkennbar ist der typische Weißbiergeschmack, aber mit mehr Wärme und Tiefe, geprägt von einer feinen Malznote. Süß und bitter sind sehr schön ausbalanciert, bitter bleibt mit langem Abgang.

Der Aventinus liegt mit 12% bei einem durchschnittlichen Alkoholgehalt von Wein. Das merkt man ihm aber nicht an, er lässt sich wunderbar leicht trinken.

Schorschbock Ice 13

20200909_182051Die fränkische Brauerei Schorschbräu hat sich auf Starkbiere nach Deutschem Reinheitsgebot spezialisiert.

Schon seine Farbe schlägt mich in seinen Bann: Tiefdunkel, fast schwarz glänzt er, wenn auch nicht glasklar. In der Nase intensiv, eine fast schwere Süße mit Duft nach dunkler Schokolade und einer kräftigen, brotig-malzigen Note. Das satte Brot-Aroma erinnert mich an Champagner. 
Der hohe Alkoholgehalt (13%) steigt mit in die Nase, bleibt aber angenehm und passt zu ihm.

Auch der Schorschbock ist vollmundig und weich am Gaumen, sogar noch etwas sämiger als der Aventinus. Er ist sehr wenig bitter, was ich persönlich super finde – genauso wie seinen unendlich langen Abgang.

Eisbock-Foodpairing

Als Foodpair gibt es Brezn, Obazdn, Nussbrezn und gebrannte Mandeln. Nachdem wir ein Wein-Obazda-Tasting bereits durchgeführt haben, bin ich sehr gespannt, wie Eisbock und Obazda zusammen harmonieren.

Brezen:
Die Brezn pur geht zwar allgemein gut dazu, allerdings sollte beim Foodpairing – egal ob mit Bier oder Wein – keine der Komponenten die andere überdecken. Beide Eisböcke sind eindeutig zu intensiv, die Brezn geht geschmacklich komplett unter.

Obazda:
Von Mundgefühl und Konsistenz her find ich die Obazda-Bier-Kombi perfekt. Beides verbindet sich cremig-sanft am Gaumen. Um ein Haar wäre diese Liaison perfekt – wenn mein Obazda mit etwas gereifterem oder kräftigerem Käse zubereitet wäre. Er ist geschmacklich ein kleines Bisschen zu leicht. Trotzdem passt diese Kombi generell und ist eindeutig empfehlenswert.

Nussbreze:
Hier unterscheidet sich das Ergebnis bei beiden:
Der Aventinus passt sehr gut. Die Nuss- und Malznoten sind stimmig. Die Nussbreze ist zwar süßer als das Bier, das dadurch herb am Gaumen wirkt. Insgesamt ergibt das aber ein wunderbar ausbalanciertes Zusammenspiel beider Counterparts.
Der intensivere Schorschbock dominiert geschmacklich zu sehr, und ein harmonisches Gleichgewicht zwischen süß und herb ist hier nicht gegeben.

Gebrannte Mandeln:
Beim Öffnen strömt aus der Tüte wunderbares Aroma nach Vanille, Karamell, Zimt – und Mandeln. Die Mandeln sind wie die Eisböcke sehr aromatisch, und auch die süß-würzigen Düfte harmonieren perfekt. Das riecht nach einem Traumpair!
Ist es geschmacklich aber leider gar nicht. Die Mandeln sind für den Eisbock zu süß. Durch die Kombination verlieren beide Biere ihre eigene Süße und wirken unangenehm herb, der Schorschbock sogar sauer.
Schade, denn bezüglich der Aromen-Intensität können beide mit den Mandeln mithalten.

Fazit:
Statt der süßen hätten salzige Mandeln mit Sicherheit gepasst. Die Eisbock-Obazda-Kombi ist vielversprechend, man sollte aber einen kräftigen Obazdn wählen, bzw. beim selber machen zu gereiftem Camembert greifen. Gut passen müsste der Eisbock auch zu dunkler Schokolade.

Wer lieber was Bayerisches dazu kombinieren möchte – ein Experiment mit Zwetschgendatschi könnte sich als geschmackliches Highlight entpuppen – oder auch nicht ;-). Der Eisbock steht aber auch sehr gut für sich allein – als leckeres Dessert oder einfach nur zum so genießen.

Eisbock finde sogar ich als Nicht-Biertrinkerin super lecker und werde den mit Sicherheit mal meinen Gästen anbieten. Außerdem beindruckte mich bereits beim Online-Tasting, dass Bier eine ebenso geschmackliche Vielfalt wie Wein bieten kann. Ich freu‘ mich jetzt schon auf das nächste Wiesn Tasting… 😉

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2 Kommentare zu „Eisbock statt Wiesn-WarmUp

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