Diesen Post hatte ich vor Monaten eigentlich für eine Weinrallye zum Thema „Wein und Speise“ angefangen. Aus terminlichen Gründen habe ich es nicht geschafft, ihn fertig zu stellen und dann vergessen… Dass die Scheurebe dieses Jahr ihren 100. Geburtstag feiert, ist Anlass genug, ihn – etwas umgebastelt – doch zu posten:
Die Scheurebe – oder ihr österreichisches Synonym Sämling 88 – wurde 1916 von Georg Scheu in Alzey (Rheinhessen) aus Riesling und Muskatsylvaner (= Silvaner x Trollinger) gezüchtet, weil ihm die Rieslinge zuviel Säure hatten. Die Scheurebe erbringt körperreiche, fruchtig-aromatische Weine mit Nuancen von Zitrus, reifen exotischen Früchten bis hin zu Cassis. Gelegentlich ähnelt sie mit ihrer Aromatik dem Sauvignon Blanc. Obwohl sie gute Erträge abwirft, stellt sie doch hohe Ansprüche an Boden und Lage.
Ihre Boom-Zeit lag in den 1970ern und 80ern, in denen fruchtige, restsüße Weine en vogue waren. Die Scheurebe eignet sich hervorragend zur Bereitung von edelsüßen Prädikatsweinen, ist aktuell jedoch vor allem als trockene Variante sehr gefragt.
Ihr Hauptanbaugebiet in Deutschland ist Rheinhessen, aber man findet sie auch in Franken, der Pfalz und an der Nahe. In Österreich kultiviert man sie hauptsächlich im Burgenland um den Neusiedler See, von wo die besten Süßweine Österreichs stammen.
Scheurebe und Kaiserschmarrn – oder: Ex-Weinrallye-Post zum Thema „Wein & Speise“
Lässt sich unter den unendlich vielen Kombinationsmöglichkeiten eine einzige perfekte Verbindung zwischen Wein und Essen finden? Ich bin der Meinung nein, denn jeder Geschmack ist anders. Außerdem liegt in meinen Augen der Spaß gerade darin, die große Vielfalt der Weine kennen zu lernen und zusammen mit unterschiedlichen Speisen zu genießen.
Zwar kann man bei der Wein-Speise-Kombination bitter enttäuscht werden, wenn man komplett ohne Systematik vorgeht also z.B. die Charaktere von Wein und Gericht außer Acht läßt. Wein und Essen sollen harmonieren, sich gegenseitig unterstreichen – ist der Wein zu kräftig geht das Essen geschmacklich unter und umgekehrt. Aber strenge Regeln wie „zu hellem Fleisch darf nur Weißwein serviert werden“ sind mittlerweile überholt. Ich finde das gut, weil es mehr Raum zum Ausprobieren und für Kreativität lässt.
Lust auszuprobieren hatte ich am Wochenende auch, und zwar ein neues Rezept für Kaiserschmarrn. Als Wein dazu wählte ich die 2012 Sämling 88 Spätlese, Tschida, Burgenland, Österreich. Passend zur Süßspeise handelt sich dabei um eine süße Spätlese. Der Wein passte hervorragend zum Kaiserschmarrn mit Apfel-Aprikosen-Kompott, mit kurzzeitigem Konflikt an den puderzuckerüberstäubten Stellen, da diese für den Wein einfach zu süß waren.
Im Glas klares zitronengelb, das Bukett mittel(+) nach sehr reifen, exotischen Früchten mit einem leicht floralen Unterton. Am Gaumen süß, mit mittlerer (+) Säure und mittlerem Körper. Süße und Säure sind sehr gut ausbalanciert, dadurch ist er trotz des hohen Restzuckergehaltes nicht „pappig“, sondern verfügt über eine gewisse „Leichtigkeit“.
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