Lost: Inselwein

2008 Cabernet Sauvignon Freinsheim, Rings, Pfalz

Seit drei Wochen werde ich von einer mysteriösen Insel gefangen gehalten. Genau wie ihre Bewohner, die Überlebenden eines Flugzeugabsturzes, kann ich die Insel nicht verlassen. Die unheimlichen Ereignisse dort halten mich in Atem. Ich muss wissen, wie’s weitergeht, sehen was passiert. Schuld daran ist eine Freundin, die sich beim Skifahren das Bein gebrochen hat. Ihre Aktivitäten verlagerten sich dadurch in den Innenbereich, und sie fing an, „Lost“ zu schauen. Die Serie ist zwar schon zehn Jahre alt, aber trotzdem unglaublich spannend. Wir haben einmal zusammen geguckt, und ich war sofort infiziert.

Die Serie handelt von den Passagieren einer abgestürzten Maschine, die sich auf eine Pazifikinsel retten können. Sie kämpfen dort nicht nur ums Überleben, sondern immer wieder verschwinden oder sterben Menschen auf mysteriöse Art und Weise. Das Schicksal der Protagonisten und der Grund, warum sie sich auf der Insel befinden, ist mit einer bestimmten Zahlenkombination („verfluchte Zahlen“) auf geheimnisvolle Weise verwoben. Diese Zahlen sind 4 8 15 16 23 42.

rings Heute ist es wieder soweit. Wir schauen zusammen, und dazu werde ich eine Flasche Wein mitbringen. Meistens weiß ich vorher, welchen Wein ich zu welchem Anlass mitbringe, aber heute bin ich etwas unschlüssig. Ich stehe vor meinem Weinregal, das in 4 Sektionen unterteilt ist. Ich schließe die Augen und greife blind ins Regal. Gezogen hab ich den 2008 Cabernet Sauvignon Freinsheim von Rings, für den ich 15,90€ bezahlt hatte. Witziger Zufall, und somit definitiv der richtige Wein für heute Abend.

Als ich vor ihrer Tür stehe, werde ich mir zum ersten Mal der Hausnummer richtig bewusst: 88. Plötzlich fallen mir alle Filme mit Verschwörungstheorien wieder ein, die ich gesehen habe, und mir wird mulmig: Die Quersumme von 88 ist 16, worin die 4 wiederum 4 mal enthalten ist. Ist es nicht nur Zufall, dass wir der Serie verfallen sind? Ich erschrecke, als der Türöffner summt. Beim Eintreten suche ich als erstes nach dem Lichtschalter, dann erst lasse ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen. Das Treppenhaus ist hell erleuchtet, sie wohnt im zweiten Stock, es ist alles in Ordnung.

Wir gehen ins Wohnzimmer. Ich stelle die Flasche auf den Tisch und wir tauschen die wichtigsten Neuigkeiten aus. Plötzlich ist mir danach, den Korkenzieher zu greifen. Ich klappe das kleine Messer daran aus und setze es ihr an den Hals. Eins, zwei, drei, 4 mal drehe ich sie um die eigene Achse, bis die Kapsel fein abgetrennt auf den Tisch fällt. Während meine Freundin Fernseher und Internet anschließt, bohre ich die Spirale in das weiche Fleisch des Korkens. Plopp. Nein, Schüsse klingen anders.

Das Blut der Reben färbt unsere Gläser granatrot, und ein intensives Aroma nach dunklen Früchten, roter Paprika, Kräutern und frisch geschlagenem Holz betört unsere Sinne. Etwas Dunkles hält er versteckt. Nach und nach aber gibt er es preis: Schwarze Johannisbeere, Vanille und Mokka. Eine Brombeere huscht durchs Glas – oder war das eine Halluzination? Am Gaumen wehrt er sich erst mit ziemlich viel Tannin, wird aber schnell weicher und zugänglicher. Er ist kräftig aber mit geschmeidiger Eleganz, ausgewogen und ruht in sich. Dass er sich von den Geschehnissen auf der Insel nicht einschüchtern läßt, beweist sein langer Abgang. Ein verflucht guter Begleiter zum Wildschwein, ans Lagerfeuer oder für die übrigen Folgen.

Um 23:45 Uhr verabschiede ich mich, um meine S-Bahn noch zu zu erwischen. Ich komme heil und ohne Zwischenfälle zu Hause an, aber wer weiß, was passiert wäre, wenn die 42 noch eine Rolle gespielt hätte…

P.S. Die letzte Folge, die wir gesehen haben bevor ich ging, war Folge 16 der dritten Staffel 😯

Rings_1

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